Fußball News vom: 02.09.2016 - 14:59
Nationalmannschaft WM 2018 Wetten
WM-Qualifikation: Norwegen – Deutschland Vorschau & Wett-Quoten
Der König ist tot, es lebe der König! Nach dem emotionalen Abschied von Bastian Schweinsteiger beim 2:0 gegen Finnland wird nun am Sonntag (Anpfiff um 20:45 Uhr) erstmals Manuel Neuer die Ehre zuteil, die deutsche Elf als offizieller Kapitän in die WM-Qualifikation zu führen.
Dafür, dass sich Joachim Low lange zierte, einen Nachfolger des scheidenden Kapitäns zu benennen, hätte die Entscheidung kaum weniger originell ausfallen können: Immerhin streifte der Welttorhüter die Binde zuletzt schon häufiger vertretungsweise über.
Bei der offiziellen Verkündung dieser Personalie machte Löw dann auch deutlich, dass an der Regelung von Schweinsteigers Erbe nie ein Zweifel bestanden hatte – entsprechend wurde Manuel Neuer mit verbalen Blumensträußen regelrecht überschüttet:
„Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführer wünsche. Seine sportlichen Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild. Dazu kommen seine großen menschlichen Qualitäten.“
Polen dient als Warnung
Auch der derart Gewürdigte wirkte bei seiner Benennung am Donnerstag alles andere als überrascht; die feierlichen Dankesworte hatte der Weltmeister sicherlich nicht mit einer spontanen Stegreifrede aus dem Ärmel geschüttelt:
„Es macht mich stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein. Natürlich weiß ich, dass das Kapitänsamt große symbolische Bedeutung hat. Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir der Bundestrainer mit der Ernennung zum Kapitän schenkt.“
Dass die Kapitänsfrage dennoch den Eindruck einer kleinen Hängepartie hinterließ, war somit wohl allein auf die Prioritätensetzung von Löw zurückzuführen. Da „die Binde“ nur eine prestigeträchtige Formalie ist, dürften die Gedanken des 56-Jährigen ungleich stärker um das anstehende Pflichtspiel in Oslo kreisen.
Die große Ernsthaftigkeit in der Vorbereitung sind dabei den Erfahrungen der letzten EM-Qualifikation geschuldet, als gleich das erste Auswärtsspiel in Polen verloren ging – und in der Folge bis zum allerletzten Spieltag um den Gruppensieg gezittert werden musste.
Löw trägt „kalte Hosen“ auf
Mehr noch als den limitiert erscheinenden Gegner hat Löw hier allerdings die eigenen Unzulänglichkeiten im Blick; vor allem die erst kürzlich beendete Sommerpause seiner Schützlinge bereitet dem Bundestrainer Kopfzerbrechen:
„Norwegen ist gefährlich. Wir spielen so ein bisschen aus der kalten Hose heraus, weil die meisten erst einen Wettkampf haben, einen Bundesliga-Spieltag. Da ist es nicht immer ganz so einfach.“
Obendrein stellen sich auch vor der Partie in Norwegen wieder einmal die obligatorischen personellen Problemchen ein, die mittlerweile keineswegs mehr nur den schon bei der EM schmerzlich vermissten Marco Reus betreffen.
Mit Schürrle, Can, Draxler und Volland fielen in den vergangenen Tagen etliche potentielle Startelfkandidaten wie die Fliegen um; darüber hinaus haben wichtige Stammkräfte wie Boateng und Gomez noch immer nicht ihre bei der EM erlittenen Verletzungen überwunden.
Von seinem ursprünglichen Vorhaben, zum Start der WM-Qualifikation seine gegen die Finnen weitestgehend geschonte A-Elf ins Rennen zu schicken, muss der Bundestrainer deshalb Abstand nehmen – so könnten selbst die drei jungen Olympiafahrer Meyer, Brandt und Süle am Sonntag nochmals zum Einsatz kommen.
Die Norweger suhlen sich im Verletzungspech
Mit Blick auf die Situation der Norweger hat die deutsche Mannschaft aber noch immer keinen rechten Grund zum Klagen: Ausgerechnet vor dem Heimspiel gegen den Weltmeister fallen bei den Skandinaviern weite Teile der angestammten Abwehr flach.
„Wir treffen auf den amtierenden Weltmeister und die Mannschaft, die ich in der EM am besten fand.“
– Norwegens Coach Per-Mathias Högmo outet sich vor der Partie in Oslo als heimlicher Deutschland-Fan.
Für Jogi Löw und seine Mannschaft wird es Sonntagabend mit der Partie in Norwegen wieder ernst (Credit: PATRIK STOLLARZ / AFP / picturedesk.com)
So hatte erst am Mittwoch die erlittene Muskelverletzung von Linksverteidiger Jorgen Skjelvik zur unangenehmen Folge, dass der Test gegen Weißrussland nicht nur aufgrund der ernüchternden 0:1-Niederlage zu einer ärgerlichen Angelegenheit geriet.
Bereits gegen die Osteuropäer hatte Nationalcoach Per-Mathias Högmo allerdings auf den angeschlagenen Innenverteidiger Vegard Forren verzichten müssen; ebenso sagte Mittelfeldspieler Pal Andre Helland den Karrierehöhepunkt gegen den Weltmeister schweren Herzens ab.
Nicht sonderlich gut scheinen die Aktien zudem für Per Skjelbred und Havard Nordtveit zu stehen: Die beiden aus deutscher Sicht wohl prominentesten Mitglieder der norwegischen Auswahl plante Högmo mit der Nachnominierung von drei weiteren Spielern vorsichtshalber schon einmal für die Quali aus.
Dennoch machte der Nationaltrainer nicht den Eindruck, sich von der Fülle an Hiobsbotschaften die Vorfreude verderben zu lassen; selbstbewusst verkündete Högmo gegenüber der Presse, wie ein Coup gegen die DFB-Auswahl gelingen kann: „Unsere Abwehr muss aggressiv und beweglich sein, unsere Konter werden dann besonders wichtig sein.“