Fußball News vom: 05.10.2016 - 16:36
WM-Qualifikation: Italien – Spanien Vorschau & Wett-Quoten
Trotz des nahenden Winters kommen in Turin am Donnerstagabend (20:45 Uhr) noch einmal sommerliche EM-Gefühle auf: Das Topspiel der WM-Qualifikationsgruppe G zwischen Italien und Spanien wurde erst vor wenigen Monaten auch schon bei der Endrunde in Frankreich aufgeführt.
Mit einem taktisch versierten 2:0-Erfolg hatte die Squadra Azzurra im damaligen Achtelfinale den Titelverteidiger frühzeitig aus dem Rennen genommen, bevor es dem vierfachen Weltmeister dann bekanntlich nur eine Runde später auch selbst an den Kragen gegangen war.
Weil mittlerweile jedoch auf beiden Seiten neue Trainer tätig sind, scheint das Aufeinandertreffen in Saint-Denis inzwischen bereits einer ziemlich weit entfernten Ära zu entstammen. Der Wechsel des Führungspersonals stellte insbesondere bei den spanischen Gästen einen tiefen Einschnitt dar.
Blutauffrischung für die „Furie“
Nach den großen Triumphen bei der WM 2010 und der EM 2012 hatte „La Roja“ unter Vicente del Bosque schon seit längerer Zeit nur noch die Asche der einstigen Erfolge angebetet; seit dem Turnier in Brasilien agierte die bis vor kurzem beste Elf der Welt nur noch wie ein Schatten seiner selbst.
Insofern war Spanien del Bosque nicht nur zu Dank für die goldenen Jahre verpflichtet – sondern ebenso für die endlich gewonnene Erkenntnis, dass der überfällige Neuanfang nunmehr nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden kann.
Weil sich der 65-Jährige nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2014 noch zwei weitere Jahre an seinen Posten klammerte, hatte die „Furie“ hinsichtlich des erforderlichen Generationenwechsels schon zuletzt wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen lassen.
Seit ein paar Monaten ist nunmehr Julen Lopetegui mit der Aufgabe betraut, aus den Spaniern wieder eine gefürchtete Fußball-Macht zu formen – und zumindest der Anfang ließ sich für den vormaligen Trainer des FC Porto schon einmal ausgesprochen vielversprechend an.
Bevor die Roten im ersten Spiel der Qualifikation zu einem glatten 8:0 gegen Liechtenstein spazierten, hatte die Mannschaft vielmehr noch beim freundschaftlichen 2:0-Erfolg in Belgien eine sichtlich belebte Vorstellung abgeliefert.
Sergio Ramos (links) will gegen Graziano Pelle diesmal eine bessere Figur machen als bei der EM in Frankreich (Credit: Christian Charisius / dpa / picturedesk.com)
„Es gab keine Revolution, aber jeder Trainer hat seine eigene Arbeitsweise,“ legte Loptegui zwar Wert darauf, nur maßvolle Veränderungen vorgenommen zu haben; dennoch macht es den Eindruck, als hätte die Nationalelf in einem muffigen Zimmer plötzlich die Fenster aufgerissen.
„Jede Partie ist eine eigene Welt und erfordert jeweils verschiedene Dinge. Ich hoffe, dass die Mannschaft in der Lage sein wird, jeder Herausforderung zu begegnen, dass die Spieler die Antworten finden, wenn ihnen Probleme begegnen.“
– Julen Lopetegui gleitet gern einmal ins Metaphysische ab: In Italien sollte der spanische Trainer nun aber schon ein bisschen konkreter werden.
Die entsprechenden Auswirkungen des in Spanien vollzogenen Trainerwechsels hat auch der Italiener Giampiero Ventura erkannt, der seinerseits auf den zum FC Chelsea abgewanderten Antonio Conte folgte: „Lopetegui hat seinem Team Adrenalin und Überzeugung eingeimpft, nachdem es in Frankreich ausgebrannt gewirkt hat.“
Italien macht sich klein
Für den etwas überraschend zum Nationaltrainer beförderten Ventura sind die ersten Wochen dagegen deutlich holpriger verlaufen. Nach einer 1:3-Niederlage gegen Frankreich tat sich dessen Auswahl zuletzt auch beim ersten Auftritt der WM-Qualifikation schwer.
Das Gastspiel in Israel stand lange auf der Kippe, bevor Immobile erst in der 83. Minute mit dem 3:1-Endstand für geklärte Verhältnisse sorgte: Der aktuell bei Lazio Rom aufblühende Torjäger ist nun auch im ersten Endspiel um den Gruppensieg zu den großen Hoffnungsträgern zu zählen.
Auch aufgrund der jüngsten Auftritte hält sich Ventura vor dem Heimspiel im Juventus-Stadium zunächst einmal aber mit markigen Worten zurück: „Wir treffen auf die stärkste Mannschaft der Gruppe und was ich bisher so gesehen habe, auch auf die stärkste in ganz Europa.“
Das Prinzip des Understatements haben offensichtlich auch dessen Spieler verinnerlicht. Auf der Pressekonferenz versuchte etwa Leonardo Bonucci partout den Eindruck zu vermitteln, dass es am Donnerstag eine Schlacht gegen eine Übermannschaft zu absolvieren gilt.
„Sie haben auf jeder Position die besten Spieler der Welt. Sergio Ramos, Iniesta, Nolito, Silva, Diego Costa, diese Spieler reichen doch, damit man ihre große Qualität versteht. Sie werden uns ein offensives Spiel liefern, ohne zu viele Räume zu gewähren.“
Dabei sorgen schon allein die unbestechlichen Statistiken dafür, dass derartige Versuche ins Leere laufen müssen: Als ein italienischer Angstgegner hatte sich die spanische Auswahl schließlich nur in der kurzen Zeitspanne zwischen 2008 und 2012 inszeniert.
Die Azurblauen sind Qualifikations-Weltmeister
Der 2:0-Erfolg in Frankreich scheint sich angesichts der insgesamt positiven Bilanz hingegen viel besser in das gesamte Bildnis einzufügen; nach 44 Duellen schlagen für die Azurblauen nunmehr 15 Siege bei „nur“ 12 Niederlagen zu Buche.
Richtiggehend imposant wird es allerdings erst, wenn auf das Abschneiden der Italiener in den regelmäßig zu absolvierenden Turnier-Qualifikationen geblickt wird – hier kann das Team mittlerweile schon seit über zehn Jahren auf eine makellose Weste verweisen.
Seit es im September 2006 letztmals einen Rückschlag – damals gegen die Equipe Tricolore – setzte, kamen die Italiener 52 Mal in Folge ohne Niederlage davon. Folglich tritt Ventura ein großes Erbe an, welches nun auch in einem hochklassigen Kracher sorgsam verwaltet werden will.