Fußball News vom: 02.12.2016 - 14:19
FC Barcelona Fußball International Real Madrid Spanien
Primera División: FC Barcelona – Real Madrid Tipp & Wettquoten
Am Samstag werden weltweit geschätzte 500 Millionen Fans die Partie zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid verfolgen. Dass nicht einmal ein gewöhnliches Endspiel der Champions League ein annähernd so großes Interesse weckt, weist das Clasico als das Sahnehäubchen des Vereins-Fußballs aus.
Zumindest teilweise dürften die hohen Einschaltquoten aber auch auf das Eingreifen des spanischen Verbandes zurückzuführen sein: So kommt es insbesondere den Zuschauern in den USA und Fernost entgegen, dass der Ball im Camp Nou nach hiesiger Zeit schon um 16:15 Uhr zu rollen beginnt.
Dabei ist anzunehmen, dass den Gastgebern derzeit nicht sonderlich viel an dem riesigen Interesse liegt. Da der Rückstand auf die Königlichen in der Meisterschaft inzwischen auf sechs Punkte angewachsen ist, wird von so manchem Experten bereits über den Niedergang der Katalanen sinniert.
In der Tat lieferte die Mannschaft zuletzt wiederholt Auftritte ab, die so überhaupt nicht zum gängigen Bild des FC Barcelona passen. Namentlich das letzte Ligaspiel bei Real Sociedad schien lediglich einer Karikatur der einstigen Weltmacht zu entsprechen.
Barca steht zur Unzeit unter Druck
So kam Barca in San Sebastian nicht nur allein aufgrund einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters zu einem schmeichelhaften Punktgewinn; überdies hatten die seit jeher als Angstgegner geltenden Hausherren auch noch über den größeren Ballbesitz verfügt.
Immer wieder war es Real Sociedad gelungen, den pomadigen auftretenden Gästen frühzeitig dazwischenzufunken; reihenweise wurde den Katalanen das Leder bereits in der neutralen Zone des Spielfeldes streitig gemacht.
In Anbetracht der ernüchternden Vorstellung blieb Luis Enrique nach dem erlösenden Abpfiff gar nichts anderes übrig, als sich in hilflosen Galgenhumor zu flüchten: „Es kann ja nur besser werden, denn schlechter geht es nicht.“
Dabei steht außer Frage, dass es gegen Real Madrid nun sogar sehr viel besser werden muss. Angesichts des bereits deutlichen Rückstands (aktuell 6 Punkte) dürfte sich die Titelverteidigung in der Primera Division nach einer Niederlage gegen den Spitzenreiter frühzeitig erledigt haben.
„Wenn wir so spielen wie aktuell, wird es schwierig, Meister zu werden. Wir müssen Madrid unbedingt schlagen. Der Clasico ist für uns dieses Mal wichtiger als für Real.“
– Gerard Piqué weiß, dass dem FC Barcelona am Samstag eigentlich nur ein Dreier hilft.
Dennoch ist es nicht nur dem Prinzip Hoffnung geschuldet, dass es sich der Coach verbittet, den FC Barcelona vor der Zeit für tot zu erklären: Immerhin dürfte die sich pünktlich zum Clasico ankündigende Rückkehr von Andres Iniesta die Aktien des Klubs merklich steigen lassen.
Der Heilsbringer heißt Iniesta
Da Co-Regisseur Busquets schon seit Monaten eine schwächelnde Form zu schaffen macht, hatte die Abwesenheit von Iniesta zu einem Vakuum in der Zentrale geführt. Mit langen Bällen in die Spitze band Keeper ter Stegen das Mittelfeld zuletzt deshalb immer seltener in den „Spielaufbau“ ein.
Das Comeback eines wirklich austrainierten Welt- und Europameisters könnte somit durchaus dabei helfen, dem Spiel des FC Barcelona wieder etwas mehr Struktur zu verleihen. Hier stellt sich aber gleichwohl die Frage, ob sich das Clasico nach einer mehrwöchigen Pause als optimaler Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg erweist.
Dürfen Lionel Messi & Co. am Samstag im Clasico gegen Real Madrid jubeln? (Credit: Scott Heppell / AP / picturedesk.com)
Während sich die Blaugrana am Wochenende einen spielerischen Durchbruch erhofft, muss von den Königlichen schlicht und ergreifend Kurs gehalten werden – wie etwa auch der erwartungsfrohe Casemiro erläutert: „Wir müssen im Clasico nichts anders machen als sonst auch, wir folgen der Idee unseres Trainers.“
Dass die bisweilen schon als schwierig in Erscheinung getretenen Spieler blindes Vertrauen in ihren Vorgesetzten setzen, hätten beim Amtsantritt von Zinedine Zidane noch nicht einmal phantasiebegabte Kenner der Materie vermutet; gemeinhin wurde der Franzose schließlich als bloßer Lückenbüßer wahrgenommen.
Längst hat der einstmals auf dem Rasen glänzende Weltstar jedoch bewiesen, dass er auch ohne einschlägige Erfahrung der vielleicht anspruchsvollsten Aufgabe des europäischen Fußballs gewachsen ist: Unter Zidane musste sich Real schon seit 42 Pflichtspielen nicht mehr geschlagen geben.
Wurde im Verlauf dieser Serie am Ende der vergangenen Saison unter anderem die Champions League gewonnen, rückten in diesem Herbst nun verstärkt die Machtansprüche in der Heimat in den Mittelpunkt – die Real erst vor wenigen Tagen mit einem 3:0 im Derby bei Atletico untermauerte.
Video: Cristiano Ronaldo erzielte in der Primera Division im Camp Nou in sieben Spielen fünf Tore. (Quelle: YouTube/Real Madrid C.F.)
Zidane „kann“ auch das Clasico
In seiner noch recht kurzen Amtszeit ließ Zidane seine Mannen auch schon die Festung des noch etwas größeren Rivalen aus Barcelona erstürmen: Trotz des im April gefeierten 2:1-Erfolgs gelang es damals jedoch nicht, den Katalanen den Titel noch einmal streitig zu machen.
Dass die Rückkehr ins Camp Nou nun unter denkbar entgegengesetzten Vorzeichen erfolgt, nimmt der 44-Jährige betont unaufgeregt zur Kenntnis; martialische Kampfansagen vor dem Clasico scheinen in Madrid der Vergangenheit anzugehören.
„Wir denken nicht an unseren Vorsprung und daran, dass er möglicherweise nach dem Spiel noch größer sein könnte. Woran wir denken, ist die Vorbereitung auf dieses Spiel. Ich bin der Meinung, dass es ein wichtiges Spiel ist, aber kein entscheidendes.“
Zu der sich hier manifestierenden Gelassenheit dürften nicht zuletzt auch die jüngsten Eindrücke unter der Woche beigetragen haben, als die B-Teams im Copa del Rey auf die jeweils unterklassigen Gegner losgelassen wurden.
Während Real seine Pflichtaufgabe gegen Leonesa souverän mit 6:1 erledigte, kam Barcelona nicht über ein 1:1 in Alicante hinaus: Selbst die zweiten Anzüge der beiden spanischen Leuchttürme scheinen derzeit in verschiedenen Welten beheimatet zu sein.