Fußball News vom: 16.06.2017 - 14:02
Fußball International Nationalmannschaft
U21 EM 2017: Deutschland – Tschechien Vorschau & Wettquoten
Am frühen Sonntagabend beginnt für Trainer Stefan Kuntz und die deutsche U21 das EM-Abenteuer in Polen. Soll es dort mit dem angestrebten Titelgewinn klappen, ist ein Auftaktsieg gegen Nachbar Tschechien (18 Uhr, ZDF) fast Pflicht.
Unter dem Motto „Eigene Geschichte schreiben“ startet die deutsche U21 am Sonntag ihr „Projekt Polen“. Ziel dabei ist es, in die Fußstapfen der Generation Neuer, Özil, Hummel und Botaeng zu treten und zum zweiten Mal nach 2009 den Titel nach Deutschland zu holen.
Aus Sicht der Wettanbieter stehen die Chancen hierfür offenbar alles andere als schlecht. Denn: Ihren Prognosen zufolge geht die Elf von Stefan Kuntz gemeinsam mit Spanien als Topfavorit in die U21 EM.
Deutschland auf Anhieb unter Zugzwang
Diesem Status gilt es nun allerdings bereits zum Auftakt gegen Tschechien gerecht zu werden – und das nach Möglichkeit mit einem Sieg. Andernfalls könnte der Auftritt im östlichen Nachbarland nämlich schneller wieder zu Ende sein als dem Team um Kapitan Marc Arnold lieb ist.
Grund dafür ist die Aufstockung der Teilnehmerzahl von acht auf zwölf Teams. Hat diese doch zur Folge, dass die vier Halbfinalplätze – anstatt wie bisher in zwei – nun in drei Vorrundengruppen ausgespielt werden und nur noch die drei Sieger der jeweiligen Quartette sowie der beste Zweite in die Vorschlussrunde einziehen.
Das Ziel in der Gruppe C, in der es gegen Tschechien, Dänemark und Rekordchampion Italien (5 Titel) geht, kann somit eigentlich nur Platz 1 lauten…
Dass der DFB-Nachwuchs in der Lage ist, dieser ambitionierten Vorgabe gerecht zu werden, steht mit Blick auf die tadellose EM-Qualifikation (10 Spiele, 10 Siege) außer Frage. Gleichwohl der Gruppensieg natürlich trotzdem beileibe kein Selbstläufer ist.
Davon zeugt nicht zuletzt das wechselhafte Abschneiden seit dem bis dato einzigen Titelgewinn 2009:
Nachdem sich die deutschen Junioren für die darauffolgende Endrunde 2011 in Dänemark gar nicht erst qualifizieren konnten, war zwei Jahre später in Israel bereits in der Gruppenphase Endstation.
Bei der jüngsten Auflage, 2015 in Tschechien, reichte es immerhin schon wieder für das Halbfinale, wo es dann allerdings gegen den späteren Vizeeuropameister Portugal eine herbe 0:5-Schlappe setzte.
Personalschwund bereitet Defensiv-Sorgen
Was die Elf von Stefan Kuntz, der erstmals als Trainer zu einem Turnier reist, heuer zu leisten im Stande ist, steht wohl noch in den Sternen. Erst recht, weil die DFB-Auswahl im Vorfeld mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatte.
Bezeichnend hierfür sind nicht nur zwei Niederlagen in den jüngsten drei Freundschaftsspielen gegen Polen (0:1), England (1:0) und Portugal (0:1), sondern auch einige Personalprobleme, die auf Verletzungen (Sané, Weigl, Tah, Huth) sowie die Abstellung vieler Leistungsträger (Joshua Kimmich, Matthias Ginter, Emre Can, Julian Brandt, Leon Goretzka, Timo Werner, Niklas Süle und Benjamin Henrichs) für den CONFED Cup zurückzuführen sind.
Von diesem Aderlass besonders betroffen ist die deutsche Defensive. Nach Niklas Süles Nominierung für den A-Kader und dem kurzfristigen Ausfall von Jonathan Tah (Adduktorenverletzung) stehen mit Marc-Oliver Kempf, Niklas Stark und dem nachnominierten Waldemar Anton schließlich nur noch drei etatmäßige Innenverteidiger zur Verfügung.
Doch damit nicht genug, denn es könnte sogar noch schlimmer kommen. Nämlich dann, wenn am Sonntag auch noch der grippgeplagte Offensiv-Dribbler Max Meyer ausfällt.
Ob der Noch-Schalker (lehnte kürzlich eine Vertragsverlängerungsnagebot ab) rechtzeitig fit wird, sei laut Kuntz am Freitag noch nicht absehbar gewesen: „Max Meyer hat eine Sommergrippe, ist noch nicht ganz einsatzfähig. Da schauen wir noch ein bisschen.“
#U21: #Anton rückt nach für den verletzten #Tah. Das ist der endgültige Kader für die #U21EURO ➡ https://t.co/SqQi8LktSC #EigeneGeschichte pic.twitter.com/9GRRMtMPOE
— DFB-Junioren (@DFB_Junioren) 13. Juni 2017
Kuntz dennoch optimistisch
Trotz allem hält der Teamchef seinen Kader für stark genug, um den hohen Erwartungen bei der EURO gerecht zu werden.
„Die Klasse der Spieler, die oben sind (Anm.: bei der A-Nationalmannschaft), steht für sich, das kann man nicht außen vor lassen. Das ändert aber auch nichts an meiner Meinung, dass wir mit einem sehr starken Kader antreten und viel Potenzial in der Mannschaft haben.“
Unterstützung erhält der Europameister von 1996 dabei von Thomas Hitzlsperger. „Der Kader ist erstklassig besetzt. Ich wüsste nicht, warum diese Mannschaft nicht auch den Titel holen kann“, erklärte der Ex-Nationalspieler, der in Polen als ARD-Experte fungieren wird, kürzlich gegenüber t-online.com.
Auch Kuntz‘ Anspruch ist es, im Nachbarland „um den Titel mitzuspielen“. Erstmal gehe es jedoch darum, „in allen Spielen unsere Leistungsgrenze zu erreichen“ und „sowohl als Einzelspieler als auch als Team, mit Freude guten Fußball zu zeigen, bei dem die hohe individuelle Qualität zum Tragen kommt“.
Bild: Stefan Kuntz und die U21 haben sich für die EM-Endrunde in Polen viel vorgenommen. (Credit: Frank Hoermann/picture alliance)
T-Frage geklärt: Pollersbeck darf ran!
Wer gegen Tschechien von Beginn an ran darf, war weitestgehend bereits vor Wochenfrist geklärt. Einzig hinsichtlich der Besetzung des Torhüterpostens ließ Kuntz die Öffentlichkeit nach dem Ausfall von Jannik Huth lange im Dunklen.
Erst am Freitagvormittag war auch diese Personalie geklärt: Demnach erhält Kaiserlauterns Julian Pollersbeck den Vorzug vor Marvin Schwäbe (Dynamo Dresden) und Odisseas Vlachodimos (Panathinaikos Athen), der sich aufgrund seiner Nachnomnierung in der Rangfolge erstmal hinten einreihen musste.
Warum er sich für die Entscheidung zwischen Pollersbeck und Schwäbe so lange Zeit gelassen habe und weshalb diese letztlich zugunsten des Lauterers ausgefallen sei, begründete Kuntz wie folgt: „Beide Torhüter sind unglaublich stark, haben beide viel Qualität. Am Ende waren es nur Kleinigkeiten, die den Ausschlag für Julian gegeben haben.“
#U21: Stefan #Kuntz hat das Team informiert, dass Julian #Pollersbeck bei #GERCZE im Tor stehen wird. Mehr dazu später auf dfb.de. #U21EURO pic.twitter.com/GP6uigJQjo
— DFB-Junioren (@DFB_Junioren) 16. Juni 2017
Tschechien wird eine harte Nuss
In Bezug auf den tschechischen Auftaktgegner ließ der DFB-Coach wissen, dass man diesen analysiert habe, sich letzten Endes aber einzig und allein darauf konzentrieren wolle, das eigene Spiel durchzuziehen, „sodass der Gegner mit uns klarkommen muss“.
Dies scheint jedoch leichter gesagt als getan. Immerhin zählt die Elf von Trainer Vitezslav Lavicka zu den stärksten U21-Teams, die der Alte Kontinent aktuell zu bieten hat.
Bezeichnend: Nicht weniger als sieben ihrer jüngsten zehn Partien konnten die LvíÄ�ata („Die kleinen Löwen“) für sich entscheiden. Demgegenüber stehen ein Remis und nur zwei Niederlagen.
„Wir können jeden bezwingen.“
– Am nötigen Selbstvertrauen scheint es Tschechiens Kapitän Michal Travnik vor dem Duell mit der DFB-Auswahl nicht zu mangeln
Was es heißt, gegen den östlichen Nachbarn ran zu müssen, müssten die Verantwortlichen beim DFB aber ohnehin nur zu genau wissen.
Stellte sich doch bereits das Aufeinandertreffen bei der EM vor zwei Jahren als veritabler Kraftakt heraus. Nur mit Müh und Not reichte es damals zu einem 1:1-Unentschieden, das den deutschen Nachwuchs seinerzeit weiter ins Halbfinale führte während für die Tschechen vor heimischem Publikum nach der Vorrunde Schluss war.
Kein Wunder also, dass der Champion des Jahres 2002 nun in Tychy nach Rache sinnt. „Schon wieder die Deutschen, jetzt wollen wir endlich gewinnen“, kündigte Kapitän Michal Travnik, der den vor drei Wochen mit dem Auto unter Alkoholeinfluss verunglückten Ales Cermak (Rippenbruch) vertritt, im Vorfeld an.
Video: Tschechen-Bomber Patrik Schick wird in jungen Jahren bereits mit Dennis Bergkamp verglichen. Hier sehen Sie, warum! (Quelle: YouTube/FOOT SCOUT)
Dabei helfen soll insbesondere Goalgetter Patrik Schick (Sampdoria Genua), der unumstrittene Topstar im Team der Tschechen. Warum dem so ist, verraten elf Treffer in der abgelaufenen Serie A-Saison sowie die offenbar unmittelbar bevorstehende Unterschrift des 21-Jährigen bei Italiens Serienmeister Juventus Turin.
Weitere Namen, die sich Fans bei den Tschechen merken sollten sind Jakub Jankto (Udine) und Tomas Soucek (Liberec), die zuletzt gemeinsam mit Schick drei Mal für die A-Elf auflaufen durften, sowie Vaclav Cerny von Europa League Finalist Ajax Amsterdam.