Fußball News vom: 10.02.2017 - 13:03
England Fußball International Liverpool Tottenham Hotspur
Premier League 2016/17: Liverpool – Tottenham Tipp & Wettquoten
Spätestens mit der jüngsten Niederlage bei Hull City hat sich die tiefe Krise der Reds zu einem Flächenbrand ausgeweitet. Vor dem Heimspiel gegen Tottenham (Samstag, 18:30 Uhr) scheint nun nicht einmal mehr auf die vielfach gerühmte Stärke in den Spitzenspielen Verlass zu sein.

Obwohl sich der FC Liverpool nach wie vor keinem der anderen englischen Top-6-Teams geschlagen geben musste, fallen die aktuellen Formkurven derart gegensätzlich aus, dass es schon großes Gottvertrauen braucht, um ein glückliches Ende gegen die Spurs in Erwägung zu ziehen.
Während die Mannschaft von Jürgen Klopp im neuen Jahr noch keine Partie in der Premier League gewann, blieben die Gäste aus dem Norden Londons neun Mal in Folge ungeschlagen – seit dem letzten Ausrutscher bei Man United hat das Team 23 von 27 möglichen Punkten geholt.
Noch krasser fallen die momentanen Leistungsunterschiede jedoch bei der Einbeziehung der Cup-Spiele ins Gewicht, mit denen es Tottenham bereits auf elf Partien ohne Niederlage bringt, während den Reds bei zehn Versuchen lediglich ein einziger Erfolg gegen einen Viertligisten beschieden war.
Liverpool richtet sich in der Krise ein
Da sich bald darauf aber das zweitklassige Wolverhampton als cleverer erwies, wurde inzwischen auch jener im Nachfassen eingefahrene Pflichtsieg im FA Cup gründlich entwertet – im Januar bekam der FC Liverpool somit gleich in beiden nationalen Pokal-Wettbewerben seinen Hut gereicht.
Sind die hier liegen gelassenen Titelchancen ärgerlich, bedeutet das nicht minder enttäuschende Abschneiden in der Premier League aber den eigentlich Super-GAU. Innerhalb eines reichlichen Monats wurden die Reds von einem Meisterschaftsanwärter zum größten Wackelkandidaten der Spitzengruppe degradiert.
Nachdem Klopp im November kurzzeitig noch selbst von der Tabellenspitze grüßte, wuchs der Rückstand auf Chelsea seit dem Jahreswechsel von sechs auf uneinholbare 13 Zähler an – weshalb sich die vertane Titelchance längst als das kleinste Problem der Hausherren erweist.
Nach dem Absturz auf den fünften Tabellenplatz wird in Liverpool zunehmend auch um den ursprünglich als Saisonziel ausgegebenen Einzug in die Champions League gebangt, derweil es die heraneilenden Red Devils gar auf den aktuell belegten Startplatz für die Europa League abgesehen haben.
Sollte die Mannschaft nicht umgehend die Kurve kriegen, ist das neuerliche Verpassen des internationalen Geschäfts praktisch unausweichlich, womit dann wahrscheinlich auch die erst kürzlich vollzogene Vertragsverlängerung von Jürgen Klopp rapide an Wert verliert.
Dabei macht der gebürtige Schwabe schon jetzt den Eindruck, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Die sich häufenden Schlappen gegen qualitativ deutlich unterlegene Kontrahenten rufen unweigerlich Erinnerungen an den Herbst 2014 wach, als der Trainer mit dem BVB an das Ende der Tabelle stürzte.
Klopp bleibt Lösungen schuldig
Wenngleich der FC Liverpool nun sicherlich nicht den bitteren Gang in den Tabellenkeller zu fürchten hat, stellt sich Klopp doch wieder einmal als ein lausiger Krisenverwalter heraus, dem in schwierigen Situationen regelmäßig der Zugang zur Mannschaft zu entgleiten scheint.
„Ich kann die Kritik verstehen, wenn wir gegen Top-Teams eine gute Bilanz haben und gegen andere eine andere.“
– Momentan fällt es Jürgen Klopp in der Tat schwer, sich gegen Kritik an seiner Arbeit zur Wehr zu setzen.
Jürgen Klopp befindet sich mit dem FC Liverpool in einer schwierigen Phase. (© LINDSEY PARNABY / AFP / picturedesk.com)
Vor dem samstäglichen Duell gibt es nun aber immerhin zu verhaltenen Optimismus Anlass, dass die Reds ihre besseren Spiele zuletzt stets noch gegen unmittelbare Konkurrenten absolvierten; so sprangen gegen Man United und den FC Chelsea jeweils einfache Punktgewinne heraus.
Letztlich hatte aber selbst das schmeichelhafte Remis gegen den Tabellenführer zur Entzauberung der Merseysiders beigetragen; der defensive Ansatz der Blues ließ die auf Offensive geeichte Philosophie des Herausforderers vor knapp zwei Wochen reichlich alt aussehen.
Dass Chelsea kaum Ballbesitz benötigte, um dennoch die besseren Torchancen zu verbuchen, dürfte nun auch für das Duell gegen die Spurs kein gutes Omen sein, die mit erst 16 Gegentreffern derzeit die beste Hintermannschaft des englischen Fußballs stellen.
Diese Stabilität mutet vor allem deshalb respekteinflößend an, weil sich Tottenham keineswegs nur auf das Verteidigen verlegt; Coach Mauricio Pochettino weiß gleich mehrere Kandidaten in den eigenen Reihen, die immer für eine spielentscheidende Szene zu haben sind.
Nur die Bilanz spricht für die Reds…
Der aktuelle Höhenflug wird namentlich von Harry Kane befeuert, der bei sieben seiner letzten neun Einsätze zum Zug gekommen ist; mit elf markierten Saisontoren holte zudem auch Youngster Dele Alli für seine Mannschaft schon oft genug die Kastanien aus dem Feuer.
🗣️ @Dele_Alli: "It’s the first one I’ve won and it’s a real honour. I think the whole team played brilliantly this month." #COYS pic.twitter.com/d21Nes1rG4
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) 10. Februar 2017
Während die Spurs das Zusammenspiel ihrer beiden Mannschaftsteile immer besser austarieren, steht Liverpool nur noch auf dem Papier die stärkste Offensive der Liga der Verfügung. Der rabenschwarze Start in das neue Jahr ist nicht zuletzt auch an einer kreativen Krise festzumachen.
Das ernüchternde 0:2 gegen die Tigers war bereits das vierte Pflichtspiel seit dem Jahreswechsel, in dem der Angriff der Reds leer ausging; gerade gegen tiefstehende Gegner fällt dem Tabellenfünften derzeit so gut wie nie etwas Brauchbares ein.
Gegen den Abstiegskandidaten führte zuletzt noch nicht einmal der nach der Rückkehr vom Afrika Cup erstmals in die Startelf rotierte Mané die erhoffte Trendwende herbei. Dabei wurde der Einbruch der Mannschaft bis zum jüngsten Rückschlag mit Vorliebe am Fehlen des Senegalesen festgemacht.
In äußerst unruhigen Zeiten kann dem FC Liverpool nun aber möglicherweise zumindest die Statistik den dringend benötigten Halt versprechen. Wenngleich es um das Team auch in der Vergangenheit oftmals nicht zum Besten stand, hatte es doch fast immer zu starken Auftritten gegen die Spurs gereicht.
Sind die Reds in der Premier League deshalb seit acht Vergleichen ungeschlagen (5 Siege, 3 Unentschieden), kann die Heim-Bilanz noch deutlich größeren Eindruck schinden – an der Anfield Road hat es in den vergangenen 22 Jahren lediglich eine Niederlage gesetzt.