Fußball News vom: 01.06.2016 - 14:19
Testspiel EM 2016: England – Portugal Vorschau & Wettquoten
Vor der Abreise nach Frankreich stellt sich die englische Mannschaft noch einmal einem echten Härtetest: Mit der portugiesischen Auswahl haben die Three Lions einen Angstgegner der vergangenen Jahre ins Wembley Stadion (Donnerstag, 20:45 Uhr) geladen.
Immerhin hatte auch die Selecao einen entscheidenden Anteil daran, dass sich der bis dato einzige Titelgewinn der Briten in diesem Sommer bereits zum 50. Male jährt: Sowohl bei der EM 2004 als auch bei der WM 2006 hatten die Portugiesen – natürlich – im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich.
Dass es zudem auch bei der WM 1986 und der EM 2000 jeweilige Vorrunden-Niederlagen setzte, verrät, wo der Hase bei den Engländern im Pfeffer liegt. Obwohl der Selecao in den bisherigen 22 Vergleichen gerade einmal drei Siege gelangen, hatten die Südwesteuropäer in den wirklich wichtigen Duellen fast immer die Nase vorn.
Die Portugiesen haben große Pläne
Der anberaumte Termin am Donnerstagabend scheint somit ein etwas verzweifelter Versuch zu sein, die notorische Turnier-Schwäche mit einem vorab ausgetragenen Testspiel zu therapieren – immerhin ist es eher unüblich, sich schon bei der Generalprobe mit der europäischen Elite zu messen.
Denn obwohl auch die Selecao bei der WM in Brasilien bereits nach der Vorrunde die Koffer packen musste, kommt man wohl nicht umhin, die Mannschaft von Paulo Bento vor der Endrunde in Frankreich erneut dem erweiterten Kreis der Favoriten zuzuschlagen.
Schon bei zwei der letzten drei europäischen Turniere waren die nunmehrigen Gäste nur knapp an ihrem Premieren-Titel vorbeigeschrammt: Nach der bitteren Finalniederlage gegen Griechenland vor zwölf Jahren musste sich das Team im Halbfinale 2012 erst im Elfmeterschießen dem großen spanischen Nachbarn beugen.
Angesichts des natürlich dennoch achtbaren Abschneidens sprüht die Mannschaft nun auch vor dem neuerlichen Anlauf vor Zuversicht. So hält es etwa Nationalcoach Bento „nicht für übertrieben ambitioniert“, vom Gewinn der Europameisterschaft zu träumen.
Zu alt zum Träumen?
Von etlichen Experten werden die Erfolgschancen der Portugiesen dagegen deutlich zurückhaltender kommentiert; wie eh und je sieht sich die Selecao dem Vorwurf ausgesetzt, dass sich hauptsächlich zweitklassige Spieler um Superstar Cristiano Ronaldo versammeln.
Obendrein ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die zuverlässigsten Wasserträger mittlerweile in einem kritischen Alter sind: Namentlich die Viererkette um Pepe (33 Jahre), Carvalho (38) und Bruno Alves (34) wird von ein paar vor dem Renteneintritt stehenden Herren zusammengehalten.
Während die Portugiesen diesen vermeintlichen Nachteil als „Routine“ verkaufen, wird von den Three Lions konsequent der gegenteilige Weg beschritten: Die Engländer schicken bei der EM-Endrunde eine der jüngsten Mannschaften an den Start.
Seitdem sich langjährige Stützen wie Lampard und Gerrard aus der Auswahl verabschiedet haben, wird der Altersschnitt mittlerweile fast nur noch von Kapitän Wayne Rooney in die Höhe getrieben.
England setzt auf unverbrauchte Gesichter
Auch von den etwas jüngeren Spielern hat lediglich eine Handvoll das WM-Massaker von 2014 überlebt; die am Zuckerhut früh gescheiterten Joe Hart, Danny Welbeck oder Jack Wilshere haben mit ihrer Erfahrung den konsequenten Verjüngungskurs von Roy Hodgson flankiert.
Dabei ist es schon einigermaßen erstaunlich, wie geräuschlos der Umbruch in den vergangenen Jahren vonstatten ging; bereits die EM-Qualifikation schlossen die Löwen mit der optimalen Ausbeute von 30 Zählern als beste aller 53 Mannschaften ab.
Video: Das ist der junge EM-Kader der Engländer. (Quelle: YouTube/FATV)
Die verheißungsvolle Kombination aus Qualität und Unbekümmertheit hat das Team kurz darauf auch zu einem viel beachteten Sieg im Berliner Olympiastadion getragen: Gegen den Weltmeister bogen die Gäste einen deutlichen Rückstand noch in einen bejubelten 3:2-Erfolg um.
Die jüngsten 2:1-Siege in der Vorbereitung gegen die Türkei und Australien kamen im Vergleich dazu zwar nicht mehr ganz so leichtfüßig daher; dennoch verdeutlichen auch diese Auftritte, dass Hodgson in den kommenden Tagen aus dem Vollen schöpfen kann.
Ist Rooney nur noch zweite Wahl?
Namentlich in der Offensive hat der englische Nationaltrainer ein echtes Luxusproblem: Da sich die getesteten Sturm-Duos Vardy/Kane und Rooney/Rashford jeweils bewährten, ist ein völlig offener Kampf um die begehrten Plätze in der Stammelf entbrannt.
„Ich bin mir sicher, dass Roy Hodgson seine Ideen hat, wo er mich einsetzen will.“
– Trotz der gewachsenen Konkurrenz übt sich Wayne Rooney in Zuversicht, bei der Endrunde in Frankreich nicht nur als unfreiwilliger Tourist dabei zu sein.
Dabei scheint es sehr wohl möglich, dass nunmehr auch Rooney der nachrückenden Spieler-Generation weichen muss: Das Testspiel gegen die Portugiesen dürfte wichtige Anhaltspunkte dafür liefern, ob der Rekordtorschütze in den Turnier-Planungen noch eine gewichtige Rolle spielt.