Fußball News vom: 24.06.2016 - 16:48
Kroatien – Portugal EM 2016 Tipp, Wetten & Quoten
Trotz recht unterschiedlichen Leistungen sind die Teams aus Kroatien und Portugal zu den großen Gewinnern der Vorrunde zu zählen: Beim direkten Aufeinandertreffen in Lens wird möglicherweise bereits im Achtelfinale der erste Teilnehmer des Endspiels ermittelt.

Dabei scheint es gerade im Falle der in der Vorrunde sieglos gebliebenen Selecao vermessen zu sein, bei der EM von höheren Weihen zu träumen: Dass die Gruppe F hinter Ungarn und Island auf Platz drei beschlossen wurde, bedeutet in sportlicher Hinsicht eigentlich eine echte Katastrophe.
Ausgerechnet dieser unwürdigen Platzierung haben es die Portugiesen nun jedoch zu danken, dass es auch fortan vor allem gegen Leichtgewichte zur Sache geht: Mit einem Altmeister wie Spanien, Deutschland, Italien oder Frankreich bekäme man es erstmals im Finale zu tun.
Kroatien verschreckt sogar die „Furie“
Auf der Sonnenseite des Turnierbaums hält somit wohl tatsächlich schon das Achtelfinale die größte Herausforderung bereit; nach einem Sieg gegen die Kroaten gälte es dann wahrscheinlich „nur“ noch, in der Vorschlussrunde obendrein die roten Teufel aus Belgien aus dem Weg zu räumen.
Da selbst die bisher gleichfalls eher enttäuschend aufspielenden Belgier im Vergleich zu den ersten Titelanwärtern ziemlich leichtgewichtig wirken, scheint die Finalteilnahme für die Portugiesen mit einem Male ganz nahe zu sein.
Dies gilt allerdings auch für den kroatischen Gegner, der zudem schon in der Vorrunde den Eindruck hinterlassen hatte, in Frankreich zu einem ganz großen Wurf in der Lage zu sein – vor allem der Sieg gegen Spanien hat die „Kartierten“ in den Rang eines Geheimfavoriten erhoben.
Mit dem 2:1-Erfolg wurde dem Titelverteidiger nicht nur die erste EM-Niederlage seit zwölf Jahren beigebracht, obendrein konnte die Mannschaft von Ante Cacic grinsend darauf verweisen, lediglich mit einer B-Elf zum Gruppensieg gestürmt zu sein.
„Wenn wir jetzt im Achtelfinale verlieren, war alles vorher nichts wert.“
– Ivan Perisic warnt davor, sich von der starken Vorrunde den Kopf verdrehen zu lassen.
Da die Teilnahme am Achtelfinale bereits vor dem letzten Spiel der Vorrunde gesichert war, wurden gegen Spanien gleich drei mit Gelb vorbelastete Spieler geschont – mit Modric und Mandzukic kurierten zudem zwei absolute Leistungsträger kleinere Beschwerden aus.
Es spricht für die Stärke der Kroaten, dass noch nicht einmal in Abwesenheit des Spielmachers ein Leistungsabfall zu spüren war: Seit dem unglücklichen Vorrunden-Aus bei der WM in Brasilien hat das Team vor allem in der Breite einen großen Sprung nach vorn gemacht.
Seine gute Verfassung hatte der WM-Dritte von 1998 entsprechend auch schon bei seinen vorherigen Auftritten angedeutet; trotz eines am Ende nur knappen 1:0-Erfolges wurde die Türkei gleich zum Auftakt über 90 Minuten dominiert.
Auch die Tschechen sahen in Saint-Étienne über weite Strecken keinen Stich: Dass es bei den Kroaten dann in der letzten Viertelstunde sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen drunter und drüber ging, kostete die „Feurigen“ schließlich aber doch noch den bereits sichergeglaubten Sieg.
Wird das Selbstbewusstsein zum Problem?
Wie der folgende Triumph gegen „La Roja“ nahegelegt, kam der denkbar überflüssige Dämpfer vielleicht jedoch genau zur rechten Zeit – jene Enttäuschung könnte durchaus dafür sorgen, dass das enorme Potential de Kroaten in der K.-o.-Runde nicht mehr wirkungslos verpufft.
Dem Selbstvertrauen hat die entschlossene Aufholjagd der Tschechen ohnehin nicht geschadet, wie das markige Statement von Nikola Kalinic erahnen lässt: »Wir haben großen Respekt vor Portugal. Aber wir sind eine der besten, wenn nicht sogar die beste Mannschaft bei diesem Turnier. Diese EM ist unsere große Chance.“
Auch Ivan Perisic ließ es sich nach seinem Siegtreffer gegen Spanien nicht nehmen, mit einem Augenzwinkern auf die verbale Pauke zu hauen: „Italien kann froh sein, dass es im Achtelfinale nicht auf uns trifft.“
Allerdings wissen gerade die altgedienten kroatischen Stammkräfte nur zu gut, dass ihre Mannschaft in der Vergangenheit schon mehrfach auch an einem zu großen Ego gescheitert war – auch in Frankreich könnten sich die Spieler fortan vor allem selbst im Wege stehen.
Ohnehin stellte sich die Frage, ob Portugal wirklich die dankbarere Alternative zu einem nur erst im Endspiel möglichen Duell gegen Italien ist: In den bisherigen Vergleichen hatte der Gruppensieger gegen die Selecao schließlich noch nie gut ausgesehen.
Auf Spanien folgt ein Angstgegner…
Nach einer 0:3-Schlappe bei der EM 1996 und zwei weiteren freundschaftlichen Niederlagen schlägt für die Kroaten bislang noch nicht einmal ein Torerfolg zu Buche – 0 Punkte und 0:6 Tore sind eine wahrlich niederschmetternde Bilanz.
Da die EM mit dem Eintritt in die K.-o.-Phase zudem gefühlt wieder bei null beginnt, können sich die leicht favorisierten Balkan-Kicker in Paris vermutlich noch nicht einmal darauf berufen, dass der Selecao im bisherigen Turnierverlauf nur denkbar wenig gelungen ist.
Video: Cristiano Ronald erzielte beim letzten Aufeinandertreffen zwischen Kroatien und Portugal den entscheidenden Treffer.. (Quelle: YouTube/CR7 Cristiano Ronaldo)
Allerdings würden es die Portugiesen gewiss ohnehin nicht mehr so ohne weiteres unterschreiben, dass die Vorrunde ein einziges Desaster war: Wenngleich die drei eingefahrenen Unentschieden mehr als dürftig sind, ist beim letzten Auftritt endlich der schlafende Riese erwacht.
Nach zwei von Pech und – ja, tatsächlich – auch Unvermögen geprägten Vorstellungen meldete sich Cristiano Ronaldo mit einem Doppelpack gegen Ungarn in der Spur zurück – und stellte damit in einem verrückten Spiel obendrein auch noch der Aufstieg in das Achtelfinale sicher.
In der torreichsten Partie der gesamten Vorrunde lief der Vize-Europameister von 2004 gleich drei Mal einem Rückstand hinterher: Es zeugt zweifelsohne von enormer Moral, dass das mehrfach drohende Ausscheiden dennoch abgewendet werden konnte.
Mit CR7 ist wieder zu rechnen
Im Vergleich zum nunmehr geplatzten Knoten des Top-Torjägers scheinen Moral und Mannschaftsgeist aber allenfalls nette Beigaben zu sein; schließlich sind die Hoffnungen auf eine Steigerung in der K.-o.-Runde fast ausschließlich mit Cristiano Ronaldo verknüpft.
Vor allem das zwischenzeitliche 2:2 gegen Ungarn hat die Portugiesen von der zuvor in Frage gestellten Top-Verfassung ihres Lieblings überzeugt: Seine lange Durststrecke ließ CR7 nicht etwa ganz schnöde mit dem Fuß oder Kopf, sondern äußerst virtuos per Hacke enden.
Die bisherigen Duelle zwischen Kroatien und Portugal: | |||||||||||||
Datum | Bewerb | Teams | Ergebnis | ||||||||||
10.06.2013 | Freundschaftsspiel | Kroatien – Portugal | 0:1 | ||||||||||
12.11.2005 | Freundschaftsspiel | Portugal – Kroatien | 2:0 | ||||||||||
19.06.1996 | EM-Endrunde | Portugal – Kroatien | 3:0 | ||||||||||
Nichtsdestotrotz hielt die Zitterpartie gegen Ungarn auch so manche besorgniserregende Beobachtung bereit; angesichts des spektakulären 3:3 konnte sich insbesondere die Hintermannschaft nicht für einen längeren Verbleib in Frankreich empfehlen.
Wenngleich die Flut an Gegentreffern unter anderem auch zwei unglücklich abgefälschten Schüssen geschuldet war, näherte die permanent überfordert wirkende Abwehr doch einmal mehr den Verdacht, dass sich die Selecao ganz einfach aus zu vielen zweitklassigen Spielern speist.
Das Qualitätsgefälle innerhalb der Mannschaft könnte die Portugiesen nun schon im Achtelfinale teuer zu stehen kommen: Knüpft Kroatiens Offensive an die starken Vorstellungen der Vorrunde an, droht dies sogar einen Cristiano Ronaldo in Topform zu überfordern.