Fußball News vom: 29.09.2017 - 13:13
Bayern München Bundesliga Wetten Hertha BSC
7. Spieltag: Hertha BSC – FC Bayern München Tipp & Wettquoten
Nach der Europa-League-Niederlage im schwedischen Östersund bekamen die Presse-Vertreter am Donnerstag einen angemessen zerknirscht wirkenden Hertha-Coach zu sehen. Erst der Ausblick auf das Heimspiel gegen den FC Bayern (Sonntag, 15:30 Uhr) konnte die Stimmung von Pal Dardai sichtlich heben.
Dass sich der Ungar bei einer Nachfrage zum anstehenden Duell ein kurzes Grinsen nicht verkneifen mochte, wirkte wie eine Bestätigung, dass der Kahlschlag der Münchner Vereinsführung alternativlos war: Der Gedanke an Carlo Ancelotti trieb zuletzt immer weniger Gegnern den Angstschweiß auf die Stirn.
Zwar hätten bis vor kurzem sicherlich selbst die wenigsten Insider damit gerechnet, dass der FC Bayern erstmals seit über 25 Jahren wieder einen Trainer in der Hinrunde entlässt: In Paris schienen sich dann jedoch sämtliche schwelenden Brandherde der letzten Wochen zu einem Inferno zu vereinen.
Dabei erwies es sich vielleicht sogar als das kleinere Problem, dass die 0:3-Schlappe schmerzlicher denn je die bereits zuvor bekannt gewordene Konzeptlosigkeit offenbarte. Den spielerischen Niedergang nach Guardiola hätten die Bayern ihrem Maestro möglicherweise noch nachgesehen.
Ancelotti verliert den Machtkampf gegen die Mannschaft
Als unverzeihlich wurde es hingegen erachtet, dass Ancelotti mit dem überraschenden Verzicht auf Robben, Ribery, Hummels und Boateng fast alle Legenden des aktuellen Kaders brüskierte: Eine Maßnahme, die den Italiener laut Hoeneß von vornherein zum großen Verlierer des Abends kürte.
So lässt das Statement des Präsidenten auf Radio FFM vermuten, dass über die Entlassung schon vor dem Anpfiff entschieden war: „Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich aufgebracht. Das hätte er niemals durchgestanden. Du darfst als Trainer nicht die prominentesten Spieler gegen dich haben. Deshalb mussten wir handeln.“
Da sich der erfahrene Ancelotti über die Folgen dieser Personalpolitik im Klaren gewesen sein dürfte, könnte man fast meinen, der 58-Jährige hätte seinen vorzeitigen Abgang aus München provoziert – schließlich ließ der Trainer schon zuvor nichts unversucht, Schlüsselspieler gegen sich aufzubringen.
Ungewohnt forsch vorgetragene Unmutsäußerungen von Müller, Lewandowski und Ribery legten bereits in den ersten Saison-Wochen immer wieder von einem gestörten Innenleben des FC Bayern Zeugnis ab: Die in Paris ins Rennen geschickte Startelf schlug dem Fass nunmehr den Boden aus.
„Das, was wir heute Abend gesehen haben, war nicht Bayern München.“
– Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich in Paris in den falschen Spielfilm versetzt.
Gleichwohl hatte Karl-Heinz Rummenigge wohl vor allem die seit längerem dürftige fußballerische Performance im Blick, als er auf der obligatorischen Bankettrede die Forderung erhob, sich fortan wieder auf die ureigensten Tugenden des Prestigeklubs zu besinnen:
„Es ist wichtig, dass wir nach diesem Spiel schnell wieder die Kurve kriegen und uns als Bayern München präsentieren. Und dann auch zeigen, dass wir eine Mannschaft sind, die in den letzten Jahren in Europa und auch national für Furore gesorgt hat und dass wir daran wieder anschließen.“
Die Bayern-Stars müssen jetzt liefern
Dabei versteht es sich von selbst, dass für dieses Projekt abermals ein prominenter Name in die Pflicht genommen werden soll. Der vorübergehend zum Chef beförderte Willy Sagnol rückt lediglich für das Gastspiel in der Hauptstadt in die erste Reihe auf.
Die folgende Länderspielpause wollen die Entscheidungsträger dann nutzen, um den ärgerlich leergefegten Markt an Top-Trainern in aller Eile zu sondieren – vermutlich ist schon bald zu lesen, dass Thomas Tuchel im Großraum München beim Tanken an einer Raststätte gesichtet worden ist.
Video: Nach dem Rausschmiss von Carlo Ancelotti ist der begehrteste Trainerposten der Bundesliga vakant – diese Namen sind als Nachfolger im Gespräch. (Quelle:YouTube/kicker)
Obwohl es die entscheidenden Weichenstellungen somit erst noch vorzunehmen gilt, wird aber freilich auch die Partie in Berlin nicht im luftleeren Raum absolviert: Am Sonntag stehen insbesondere die Führungsspieler in der Pflicht, ihre Erleichterung über die jüngsten Entwicklungen kundzutun.
Die resultierende Unberechenbarkeit der Bayern lässt die Hausherren zwischen Besorgnis und Optimismus schwanken. So hat etwa Jordan Torunarigha durchaus eine brutale Trotzreaktion der Münchner auf dem Zettel, ohne deshalb gleich den Mut zu verlieren:
„Bayern ist ein Topclub. Es ist egal, ob sie einen Trainerwechsel hatten, sie sind immer noch sehr stark. Wenn wir aber dagegen halten und wie immer spielen, können wir Punkte mitnehmen.“
Ebenso scheint es auch Pal Dardai zu ergehen, der auch nach der Trainerentlassung auf kopflos verteidigende Gäste hofft: „Vom Papier her verlierst du das Spiel. Aber wir wollen so spielen, dass wir punkten oder sogar gewinnen, auch wenn das schwierig wird.“
Dardai setzt auf ausgeruhtes Personal
Dürfte dabei vor allem die bekannte Heimstärke für eine realistische Chance der Alten Dame sprechen, wird von den Gastgebern gegen den zur Anfälligkeit neigenden Rekordmeister jedoch eine äußerst harmlose Offensive ins Rennen geschickt.
So war den Berlinern in Schweden bereits zum vierten Mal in der noch jungen Spielzeit ein eigener Torerfolg versagt geblieben; die insgesamt in den neun absolvierten Pflichtspielen erzielten acht Treffer dürften das Team nicht gerade für die Rolle des Krisen-Gewinnlers prädestinieren.
Dass mit Ibisevic nun obendrein auch noch das stürmische Aushängeschild das anstehende Highlight verpasst, droht die Erfolgsaussichten da nur noch zusätzlich zu minimieren – wenngleich der mit Ladehemmung kämpfende Bosnier den Berlinern auch schon zuletzt keine rechte Hilfe war.
„Irgendwann geht der Knopf auf und dann geht’s von alleine. Das brauchen auch jetzt unsere Stürmer. Wenn der Ball ein, zwei Mal reingeht, ist die Leichtigkeit wieder da.“
– Valentino Lazaro hat das Vertrauen in den Hertha-Sturm noch nicht verloren.
Von der Hertha wird folglich vielmehr auf neuerliche Heldentaten von Mathew Leckie spekuliert, der sich mit seinen vier Saisontoren schon zuletzt oft genug als Lebensversicherung erwies. Um einen weiteren starken Auftritt zu begünstigen, wurde der Australier unter der Woche eigens geschont.
Dass Dardai in Östersund überdies auch auf Stützen wie Plattenhardt, Rekik, Jarstein und Kalou verzichtete, machte deutlich, dass der Hauptstadt-Klub seinen Fokus auch in dieser Saison hauptsächlich auf das Geschehen in der Bundesliga ausgerichtet hat.
So richtig wollte sich der Trainer deshalb auch nicht über den Rückschlag in der Europa League beschweren – wichtiger ist es dem Ungarn offensichtlich, auch nach dem sonntäglich Heimspiel lächelnd auf der Pressekonferenz erscheinen zu können: „Es war gut, dass wir Spieler zuhause gelassen haben. Jetzt habe ich am Wochenende ein paar frische Spieler.“