Albanien bei der EM 2016: Europameister Wettquoten
Bislang galt der Gewinn des Balkan-Cups im Jahr 1946 als der größte Erfolg in der Historie des albanischen Fußballverbandes. Doch das war einmal.
Zum ersten Mal überhaupt hat sich die albanische Nationalmannschaft für ein Fußball-Großereignis qualifiziert – nie zuvor war Albanien bei einer Welt- oder Europameisterschaft vertreten.
Dementsprechend überschwänglich kommentierte Ministerpräsident Edi Rama dieses sporthistorische Ereignis: „Ein unglaublicher Traum ist wahr geworden. Albanien schreibt EM-Geschichte.“
Doch die Albaner wollen in Frankreich nicht nur das gute Essen und die Atmosphäre eines großen Turnieres genießen, sondern sie fühlen sich zu weitaus mehr berufen als die Statistenrolle im Konzert der Großen – sie träumen vom Achtelfinale.
Wettquoten Vergleich: Wie weit kommt die Albanien bei der EM 2016?
Europameister | |||||||
Finale | |||||||
Halbfinale | |||||||
Viertelfinale | |||||||
Achtelfinale | |||||||
Aus in der Vorrunde |
* Albanien ist in der Vorrunde ausgeschieden.
Vom Prügelknaben zum EM-Teilnehmer
Eine selbstbewusste Ansage, die vor Jahren noch undenkbar schien. Statt auf der großen Fußball-Bühne mitzuspielen, war Albanien jahrzehntelang nur für eine andere Rolle vorgesehen – für die des Prügelknaben in den jeweiligen Qualifikationen. Immer wieder mussten sie hohe Niederlagen einstecken und beenden die Quali-Gruppen regelmäßig als Gruppen-Letzter.
Erst unter „Entwicklungshelfern“ wie dem Deutschen Hans-Peter Briegel und dem Niederländer Arie Haan gab es für die „Kuq e zinjtë“ („Die Rot-Schwarzen“) die ersten Fortschritte – und so kam es, dass sie die letzten sieben Qualifikationen nicht mehr als Letzter beendeten.
Den letzten großen Schritt in ihrer Entwicklung machten die Albaner aber unter dem Italiener Gianni De Biasi, der im Dezember 2011 den Posten des Nationaltrainers übernahm.
Video: So qualifizierte sich Albanien erstmals für eine Europameisterschaft. (Quelle: YouTube/ValdetFilms)
Der Motivationskünstler, der schon in Italien mit kleinen Teams Großes schaffte – so führte er Modena von der dritten Liga in die Serie A – formte in den letzten Jahren aus dem einstigen Punktelieferanten einen aufmüpfigen, ernstzunehmenden Underdog, der jetzt zu den 24 besten Teams Europas gehört. De Biasi hat, wie es für einen Italiener üblich ist, die Defensive gestärkt – und daraus agieren die Albaner mit schnellen Kontern.
Aber nicht nur Portugal und Dänemark hatten mit Albanien ihre liebe Not, sondern auch im Vorjahr EM-Veranstalter und Titelfavorit Frankreich in zwei Testspielen. Das eine Duell endete 1:1 das andere mit einem 1:0-Sieg Albaniens.
Trotz allem gelten die Albaner in der Gruppe A mit Frankreich, Rumänien und der Schweiz bereits in der Vorrunde als krasse Außenseiter, was den Aufstieg in die K.o.-Runde betrifft.
Wohl auf aufgrund ihres größten Mankos: Das Fehlen eines echten Torjägers. In der Qualifikation erzielte kein Akteur mehr als einen Treffer.
Albanien in der Gruppe A: Wer wird Gruppensieger?
Frankreich | |||||||
Schweiz | |||||||
Rumänien | |||||||
Albanien |
* Frankreich ist Sieger in Gruppe A.
Bruder-Duell und Rückkehr in die alte Heimat
Das Premierenspiel bei einer EM bestreitet Albanien am 11. Juni in Lens gegen die Schweiz. Sowohl bei den Schweizern als auch bei den Albanern finden sich einige Spieler mit engen Verbindungen zum jeweiligen Auftaktgegner. Für zwei albanische Nationalspieler wird dieses Spiel sogar noch etwas „wertvoller“.
Für Kapitän Lorik Cana wird das Spiel gegen die Schweiz, das Aufeinandertreffen mit seinem früheren Lebensmittelpunkt. Der dreifache „Fußballer des Jahres Albaniens“ kam seinerzeit als Flüchtlingskind in die Schweiz und kickte in der Jugend bei Lausanne. Für ihn persönlich wird aber das zweite Gruppenspiel gegen Frankreich am 15. Juni allerdings noch von etwas größerer Bedeutung sein.
Das dritte Gruppenspiel steigt am 19. Juni in Lyon gegen Rumänien. Gegen keine andere Mannschaft hat Albanien bislang öfter gespielt (insgesamt gab es bis dato 17 Begegnungen), als gegen die Osteuropäer.
So groß die Freude bei den Spielern auf diese Begegnungen ist, so ernüchternd ist die Bilanz gegen diese drei Mannschaften:
- Gegen Frankreich Vier Pflichtspiele, vier Niederlagen.
- Gegen die Schweiz: Sechs Pflichtspiele, fünf Niederlagen
- Gegen Rumänien: Acht Pflichtspiele, sechs Niederlagen
Von den bisherigen 18 Pflichtspielen gegen Frankreich, Rumänien und die Schweiz hat Albanien kein einziges gewonnen. Drei Unentschieden (eines gegen die Schweiz, zwei gegen Rumänien) stehen 15 Niederlagen gegenüber.
Aber, und das könnte für Albanien sprechen: Die letzten fünf Duelle gegen Frankreich, Rumänien und die Schweiz gingen allesamt nicht verloren. Dennoch gehen Wettanbieter einheitlich davon aus, dass Albaniens EM-Debüt bereits nach den drei Gruppenspielen wieder zu Ende sein wird.
Die Spiele von Albanien in der Vorrunde – Gruppe A
Auf den Spuren von Kroatien und Tschechien?
Albaniens Hoffnung auf ein Weiterkommen in die K.o.-Phase wird daran geknüpft, dass die EM als Gruppen-Dritter nicht automatisch zu Ende sein muss – denn heuer steigen erstmals auch die vier besten Dritten jeder Gruppe ins Achtelfinale auf. Da könnte ein Sieg schon für den Aufstieg reichen.
Beim EM-Debüt auf Anhieb in die K.o.-Runde einziehen – das haben bislang nur Kroatien und Tschechien, beide 1996, geschafft. Für Kroatien war im Viertelfinale Schluss, Tschechien stürmte auf Anhieb ins Finale.
Als ich in Albanien sagte: „Wir können es schaffen“, lachten sie mich aus.
– Albaniens Nationaltrainer Gianni de Biasi erinnert sich, als er vor zwei Jahren von der EM-Teilnahme sprach.
Qualifizieren sich die Underdogs vom Balkan als Gruppen-Dritter für die Runde der letzten 16, wartet dort entweder der Erste der Gruppe B – eventuell England – oder der erste der Gruppe C, im wahrscheinlichsten Fall Deutschland. Sollte Albanien als Zweiter für eine erste Überraschung sorgen, wäre der Zweite der Gruppe C der Achtelfinal-Gegner.
Würde Albanien beim EM-Debüt auf den Spuren der Kroaten bzw. der Tschechen von 1996 wandeln, hätten auch die Freunde des Sportwettens ihre Freude. Für den Viertelfinal-Einzug gibt es Quoten um etwa 10,0, für das Erreichen des Endspiels am 10. Juli in Paris gar bis zum 250-fachen.