Fußball News vom: 08.06.2017 - 16:08
WM-Qualifikation: Schweden – Frankreich Vorschau & Wett-Quoten
Zur Halbzeit der WM-Qualifikation haben sich die Franzosen standesgemäß an die Spitze der Gruppe A gesetzt. Zum Gastspiel in der Friends Arena (Freitag, 20:45 Uhr) bringen „Les Bleus“ allerdings trotzdem nur einen wackeligen Vorsprung von drei Zählern auf den schwedischen Verfolger mit.
Angesichts der engen Verhältnisse wird im hohen Norden unmittelbar vor der Sommerpause noch einmal ein echter Big-Point in die Verlosung gebracht: So reicht den Hausherren bereits ein knapper Sieg, um in wenigen Tagen als neuer Spitzenreiter in den Urlaub zu starten.
Mit einer Niederlage hätte sich für die Blagult hingegen nicht nur der Gruppensieg erledigt; eingedenk der im Hintergrund lauernden Teams aus Bulgarien und der Niederlande stünde darüber hinaus auch die Teilnahme an den Playoffs zur Disposition.
Insbesondere von der seit Jahren kriselnden Elftal droht in den kommenden Monaten wieder verstärkte Gefahr auszugehen; die im Mai verkündete Beförderung von Dick Advocaat zum Bondscoach lässt erahnen, dass sich der WM-Dritte von Brasilien noch nicht aufgegeben hat.
3 Spiele, 3 Siege: Anno 2017 haben die Schweden einen Lauf
Bis auf weiteres können es sich die Schweden allerdings erlauben, der aufziehenden Bedrohung gelassen entgegenzusehen. Den in Holland noch nicht gesichteten Entwicklungssprung haben die Skandinavier nach der enttäuschend verlaufenen Europameisterschaft schließlich längst vollzogen.
Von dem seither verantwortlichen Nationaltrainer Janne Andersson ließ sich insbesondere die Offensive zu erstaunlichen Leistungen inspirieren – dabei hatte sich diese bei der vorjährigen EM-Endrunde mit nur einem erzielten Törchen noch als große Schwachstelle erwiesen.
Gegen die Niederlande (1:1) und in Luxemburg (1:0) kämpfte die Mannschaft zwar zunächst auch in der WM-Qualifikation gegen eine schwere Ladehemmung an; mit dem klaren 3:0 im Verfolger-Duell gegen Bulgarien wurde der Knoten dann aber schon im Oktober zum Platzen gebracht.
Nach dem jüngsten 4:0 gegen Weißrussland können die Schweden mittlerweile auf ein ebenso gutes Torverhältnis wie der Tabellenführer verweisen (10:3) – und dies, obwohl zuvor der erste direkte Vergleich in Paris knapp mit 1:2 verloren ging.
Noch stärker als die in der Qualifikation eingefahrenen Pflichtsiege näherten jedoch die Testspiele den Verdacht, dass sich die Blagult so langsam aber sich zu einer Tormaschine entwickelt: Mit einem glatten 6:0 ging es etwa gleich im Januar den Slowaken an den Kragen.
Beim bislang letzten Auftritt wurde dann sogar der Europameister in die Schranken verwiesen: Bei dem überraschenden 3:2-Erfolg in Portugal ließ sich die Mannschaft noch nicht einmal von einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand beirren.
Ibrahimovic wird nicht vermisst
Zunehmend wird somit erkennbar, dass man in Schweden den zunächst heftig betrauerten Rücktritt von Zlatan Ibrahimovic mittlerweile als eine Chance begreift. Die Abwesenheit des langjährigen Kapitäns hat zu einer größeren Unberechenbarkeit des Angriffsspiels geführt.
Dank der seither gefeierten Achtungserfolge kann die Nationalmannschaft bereits von einem spürbar gewachsenen Selbstbewusstsein profitieren – was sich vor dem Highlight gegen Frankreich unter anderem auch den forscher werdenden Tönen entnehmen lässt.
So lassen sich die Gastgeber zwar gar nicht so ungern in die von den Wettanbietern propagierte Rolle des Außenseiters drängen; zugleich werden aber auch ein paar kühl kalkulierte Nadelstiche an den Spitzenreiter abgesandt.
Demnach vermag etwa Jimmy Durmaz im Team der Gäste keine Ausnahme-Könner zu entdecken, dem seine Mannschaft nicht das Wasser reichen kann: „Es gibt keinen Messi oder Ronaldo, denen wir gegenüberstehen, aber natürlich sind es immer noch Weltklasse-Spieler.“
Video: Das Hinspiel gegen Schweden Mitte November gewannen die Franzosen mit 2:1.
(Quelle: YouTube)
„Sie haben auf jeder Position hervorragende Spieler – und als Kollektiv sind sie eine Maschine. Das sind wir zwar auch, aber vielleicht nicht auf dem gleichen Niveau.“
– Zumindest Albin Ekdal erkennt die Favoritenstellung der französischen Gäste ohne Murren an.
Auch von Mikael Lustig wird die Equipe Tricolore zu einer Ansammlung von hoffnungsfrohen Nachwuchs-Kickern abqualifiziert, denen zwar möglicherweise die Zukunft, nicht aber der in Stockholm auszuspielende Sieg gebührt:
„Sie sind zurzeit das talentierteste Team der Welt. Sie haben eine Unmenge an großen Talenten in den europäischen Vereinen untergebracht. Sie sind momentan nicht die Nummer eins, schon in ein paar Jahren könnten sie aber ganz vorne sein. Uns erwartet dennoch ein schweres Spiel.“
Auch Frankreich befindet sich in Torlaune
Insbesondere den Hype um Kylian Mbappé hält der in Glasgow beheimatete Verteidiger für übertrieben; um die in den Himmel schießenden Erwartungen zu erfüllen, müsse sich der französische Jung-Nationalspieler schließlich erst einmal bei einem richtig großen Klub bewähren:
„Er muss auch in der Lage sein, zu einem größeren Verein zu gehen und dort zu liefern. Es gibt einen Unterschied, ob man in Monaco spielt oder bei Arsenal, Liverpool oder United. Es ist ein ganz anderer Druck. Ich habe viele Talente gesehen, die zu großen Klubs gegangen sind und dann bald vergessen wurden.“
Auch der französische Nationaltrainer Didier Deschamps scheint zu fürchten, dass der erst 18-jährige Mbappé demnächst als Sternschnuppe verglüht – mit der entsprechend gebotenen Vorsicht wird der Angreifer des AS Monaco deshalb an die Equipe Tricolore herangeführt:
„Er hat bereits auf Klubebene bewiesen, dass er den Unterschied ausmachen kann. Ich gehe mit ihm um, wie mit jedem anderen Spieler. Allerdings versuche ich natürlich, bei ihm besonders auf die Belastungssteuerung zu achten und ihn gegebenenfalls zu schonen.“
So bekam das Mega-Talent nach dem Startelfdebüt gegen Spanien prompt eine kleine Pause eingeräumt: Auch mit Blick auf das nun anstehende „Endspiel“ ließ Deschamps im Test gegen Paraguay die etwas älteren Recken ran.
Der gegen die Südamerikaner souverän herausgeschossene 5:0-Erfolg machte die Abwesenheit des Jungstars allerdings ziemlich schnell vergessen – mit einem nicht ganz lupenreinen Hattrick sorgte stattdessen Olivier Giroud für eine große Show.
Angesichts weiterer Treffer von Sissoko und Griezmann zeigte sich vor dem Wahrsager der Gruppe A somit auch bei den Franzosen die Abteilung Attacke auf der Höhe: Die Torwetten der Buchmacher drücken trotzdem die Erwartung aus, dass vor allem taktische Zwänge das Duell am Freitagabend prägen.