Fußball News vom: 24.07.2017 - 19:00
Bayern München Chelsea Fußball International
Testspiel 2017: Chelsea – FC Bayern München Vorschau & Wettquoten
Die Asienreise des deutschen Rekordmeisters droht sich zumindest rein sportlich zu einem großen Fiasko zu entwickeln. Nachdem es vor wenigen Tagen gegen den AC Milan böse Prügel setzte, scheint nun auch das freundschaftliche Aufeinandertreffen mit dem FC Chelsea (Dienstag, 13:35 Uhr) unter keinem guten Stern zu stehen.
Gegen den englischen Champion nehmen die Bayern bereits den dritten Anlauf, der aktuellen PR-Tour auch ein sportliches Highlight abzutrotzen. Bevor beim 0:4 gegen die Italiener überhaupt nichts ging, hatte es schon gegen den FC Arsenal eine Niederlage im Elfmeterschießen gesetzt.
Da gegen die Gunners nach immerhin ereignisreichen 90 Minuten nur ein 2:2 zu Buche schlug, muss es die Truppe von Carlo Ancelotti nun doch einigermaßen bedenklich stimmen, dass sich der nächste Rivale unlängst sehr viel überzeugender gegen den Londoner Lokalrivalen aus der Affäre zog.
Mit einem glatten 3:0-Erfolg hatte Chelsea seine Vormachtstellung in der Premier League kürzlich selbst im Fernen Osten untermauert; die hier vom Stapel gelassene Machtdemonstration droht nun auch die Münchner vor erhebliche Unannehmlichkeiten zu stellen.
Hoeneß stören nur die Fußballspiele
Dies gilt umso mehr, weil den beiden entscheidenden Erfolglos-Faktoren vonseiten des Bundesligisten in der Zwischenzeit nicht beizukommen war; neben dem unwirtlichen Klima halten auch die Reisestrapazen das noch transportfähige Personal vom erfolgreichen Fußballspielen ab.
Infolge eines die Abreise verzögernden Taifuns hatte sich etwa auch der am Sonntag absolvierte Trip nach Singapur zu einer schier endlosen Angelegenheit entwickelt. Insgesamt dauerte es volle zehn Stunden, bis der Bayern-Tross an seinem aktuellen Etappenziel Quartier bezog.
Da die Mannschaft aufgrund der Verspätung das für den Abend angesetzte Training sausen lassen musste, scheint sich mittlerweile auch immer mehr Verantwortlichen die Frage aufzudrängen, ob die strapaziöse Reise wirklich eine so gute Idee gewesen ist.
Dabei lässt es allerdings einigermaßen tief blicken, dass beispielsweise Uli Hoeneß nicht etwa die zahlreichen PR-Termine bedauert. Als eigentliche Störfaktoren hat der Münchner Präsident stattdessen die zu erbringenden sportlichen Arbeitsnachweise ausgemacht:
„Das ist sicher grenzwertig, was wir hier bis jetzt gemacht haben. Ich denke, dass wir intern in den nächsten Wochen darüber diskutieren, wie wir das in den nächsten Jahren machen sollten. Wir werden sicherlich weiterhin diese Reisen machen, aber ob man unbedingt vier Spiele in 12 Tage machen muss, mit einer Reise in ein anderes Land, das wird sicher auf den Prüfstand kommen.“
Eingedenk dieser Einstellung kann es nicht verwundern, dass auch den bisweilen peinlichen Resultaten nur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen wird – von einer schleppenden Saison-Vorbereitung könne nach den Eindrücken von Uli Hoeneß nun wirklich nicht die Rede sein:
„Ich bin in keiner Weise hektisch. Es kommt manchmal in so einer Vorbereitungsphase vor, dass man genau am Tiefpunkt der Kraft einen Gegner findet, der unglaublich motiviert ist, der viel weiter ist in der Trainingsarbeit. Der Vorteil für uns ist, dass wir nach der Rückkehr praktisch noch drei Wochen Vorbereitungszeit haben.“
Weniger PR – mehr Fußball!
Karl-Heinz Rummenigge scheint es hingegen schon ein wenig unangenehm zu sein, wie sich seine Bayern gegen Milan präsentierten – mit dem Verweis auf den anhaltenden Sonnenschein baut allerdings auch der Vorstandsvorsitzende schon einmal einer möglichen weiteren Blamage gegen den englischen Meister vor:
„Dass es so heiß ist, überrascht natürlich. Man hat schon gemerkt, dass die Mannschaft müde war am Samstag. Das war der tote Tag. Jetzt müssen wir schauen, dass wir zwei gute Spiele haben. Marketingtermine werden jetzt ein Stück weniger. Aber das Wetter ist leider, wie es ist.“
Der #FCBayern vor #CFCFCB, Uli #Hoeneß und @jamesdrodriguez in den #FCBayernTVNews. 👇 pic.twitter.com/4JL531crN6
— FC Bayern München (@FCBayern) 24. Juli 2017
Bei so viel Gleichgültigkeit ist es nur folgerichtig, dass auch das debakelnde Personal mit Gleichmut auf die jüngste Klatsche reagiert; so lässt das Statement von Franck Ribery fast vergessen, dass die beklagten Bedingungen für die Rossoneri exakt dieselben sind: „Wir sind besser als Milan. Normal gewinnen wir so ein Spiel. Aber die Strapazen sind nicht ohne, die Hitze, das Reisen, so etwas hat Auswirkungen.“
Dass sich die Jahreszeiten derzeit zu den natürlichen Feinden des deutschen Rekordmeisters entwickeln, möchte auch Carlo Ancelotti nicht unnötig dramatisieren, dem vor dem dritten Auftritt deshalb auch keinerlei Revanchegelüste plagen: „Wenn ich jetzt Druck hätte, wäre ich zu Saisonbeginn tot.“
Dass der Italiener die Vorführung durch seine Landsleute dennoch als etwas ehrenrührig empfand, lässt sich allenfalls aus der Begeisterung schließen, die der Münchner Trainer einem der ganz wenigen gesichteten Lichtblicke entgegenbringt.
„Ich bin sehr motiviert mit meiner neuen Mannschaft. Körperlich verbessere ich mich und bin auf einem guten Weg.“
– James Rodriguez ist bislang zu den großen Gewinnern der Asien-Tournee zu zählen.
Dass der beim Stand von 0:3 eingewechselte James Rodriguez tatsächlich für etwas Belebung sorgte, wurde in der anschließenden Analyse von Ancelotti entsprechend ausschweifend bejubelt: „James ist ein fantastischer Spieler! Er ist einer für den tödlichen Pass auf unsere Stürmer.“
Verletzungen dünnen den Münchner Kader aus
Trotz dieser Würdigung dürfte kaum davon auszugehen sein, dass sich der Kolumbianer gegen die Blues in der Startelf bewähren darf – angesichts der sich häufenden Verletzungen werden die nach Asien gereisten Perlen vermutlich umso mehr in Watte gepackt.
Während die sportlichen Reinfälle schon längst dem Vergessen anheimgefallen sind, droht so mancher langfristige Ausfall im ungünstigsten Falle schließlich auch noch in etlichen Wochen die Erinnerung an die PR-Offensive im Fernen Osten wachzuhalten.
Neben dem bereits mit Wadenproblemen abgereisten Thiago scheint sich insbesondere Juan Bernat als Kandidat für eine längere Zwangspause herauszukristallisieren; infolge der erlittenen Knöchelverletzung findet der Saisonstart wohl ohne den Spanier statt.
Angesichts solcher Hiobsbotschaften kann sich Mats Hummels glücklich schätzen, bis dato lediglich in Konflikt mit den allgegenwärtigen Klimaanlagen gekommen zu sein: Der resultierende Schnupfen könnte dem FC Chelsea die Arbeit am Dienstag noch einmal ein ganzes Stückchen leichter machen.