Fußball News vom: 08.07.2016 - 17:21
Portugal oder Frankreich: wer wird Europameister 2016?
Es ist soweit: In Saint-Denis steigt am Sonntag ab 21:00 Uhr das EM-Finale zwischen Portugal und Frankreich. Während die Portugiesen die Schmach von 2004 mit dem ersten Titelgewinn vergessen machen wollen, träumen die Franzosen vom dritten Turniersieg im eigenen Land.
„Ich plane nicht, vor dem 11. Juni nach Hause zu kommen, und ich habe das Gefühl, dass dort eine Party auf mich wartet“, hatte Portugal-Trainer Fernando Santos nach dem torlosen Remis gegen Österreich verkündet.
Damals war der 61-Jährige für seine Aussage noch belächelt worden, zumal seine Mannschaft nach den beiden ersten Gruppenspielen immer noch auf einen Sieg warten musste.
Nun, vier Partien später, stehen er und seine Mannen im Finale der EURO 2016 – das erste, seit der bitteren Endspiel-Niederlage gegen Griechenland vor 12 Jahren.
In Paris soll am Sonntag (21:00 Uhr) allerdings alles anders laufen und der erste große Titel in der Geschichte des portugiesischen Fußball-Verbands eingefahren werden.
Die Erwartungen sind groß, allen voran bei Super-Star Cristiano Ronaldo, für den es wohl die letzte Gelegenheit sein wird,sich vor einem Karriereende noch zum Europameister zu krönen.
„Träumen ist gratis. Lasst uns weiterträumen“, wird der 31-Jährige auf Welt-Online zitiert. „Ich bin zuversichtlich, dass wir jetzt fällig sind.“
„Lieber hässlich in Frankreich als schön zu Hause“
Verdient wäre der Titel allemal; aber nicht, weil die Iberer in Frankreich Zauber-Fußball vom Feinsten geboten haben, sondern aufgrund der Tatsache, dass die Seleção das einzige Team ist, welches seit der EM 1996 immer zumindest das Viertelfinale erreichen konnte.
Angesichts dessen kann man schon mal über den Umstand hinwegsehen, dass Portugals bisherige EM-Auftritte alles andere als ein Spektakel waren. In Schönheit sterben, wie es so oft in der Vergangenheit vorgekommen war, wollen die Iberer diesmal offenbar unter keinen Umständen.
Das Resultat war vor allem in der K.o.-Phase eine Spielauslegung, die vor allem darauf abzielte, ja kein Gegentor zu erhalten. Es passt daher auch relativ gut ins Bild, dass Portugal das Kunststück vollbrachte, mit nur einem einzigen Sieg bis ins Endspiel der EM vorzudringen.
Nur logisch, dass sich die Sympathiebekundungen der Fans für die Seleção stark in Grenzen hielten. Doch darauf legt man im Westen Europas ohnehin nicht viel Wert.
„Ich bin lieber hässlich in Frankreich als schön zu Hause“, so die Message von Coach Santos an sämtliche Kritiker.
Portugal lechzt geradezu nach einem EM-Titel. Den Grund erläutert dieses Video von den Kollegen von SPOX.
Frankreich bei Buchmachern hoch im Kurs
Der Erfolg gibt ihm jedenfalls Recht: Seit 13 Spielen haben Cristian Ronaldo und Co. nun schon nicht mehr verloren. Ausgerechnet im wichtigsten Spiel seit 2004 könnte diese Serie aber ein Ende haben – zumindest, sollten die Buchmacher mit ihren Einschätzungen ins Schwarze treffen.
Laut diesen sind die Franzosen am Sonntag nämlich klar zu favorisieren. Brächte der EM-Sieg Frankreichs Tippern nur Quoten von rund 1,50 ein, werden Außenseiter-Wetten auf Portugal im Erfolgsfall bei so manchem Bookie bereits mit knapp dreifachen Gewinnen entlohnt.
Das ist jedoch alles andere als verwunderlich, nachdem die Elf von Didier Deschamps am Donnerstag den amtierenden Weltmeister Deutschland mit einem 2:0-Sieg aus dem Turnier befördert hat. Und das, obwohl vor allem in Abschnitt eins die DFB-Elf die tonangebende Mannschaft gewesen ist.
Doch eine sattelfeste Abwehrreihe, eine Prise Glück (Stichwort: Elfmeter) sowie ein sicherer Rückhalt zwischen den Pfosten ließen Frankreich das bessere Ende für sich haben.
Der Jubel bei Frankreich war nach dem geglückten Finaleinzug schier grenzenlos. (Photo-Credit: VALERY HACHE / AFP / picturedesk.com)
Portugal mit miserabler Bilanz
Ebenfalls für Frankreich scheint zu sprechen, dass Les Bleus wahre Experten sind, wenn es darum geht, als Gastgeber den Titel im eigenen Land einzufahren. Zuvor war dies den Franzosen nämlich schon bei der EM 1984 und auch der Weltmeisterschaft 1998 gelungen.
Das wohl schlagkräftigste Argument liefert aber aller Voraussicht nach die souveräne direkte Bilanz gegen Portugal. So hat die Équipe Tricolore die vergangene zehn Aufeinandertreffen mit den Iberern allesamt für sich entscheiden können.
Die letzte Niederlage gegen Portugal datiert im Jahr 1975 und liegt somit – man staune – mehr als vier Dekaden zurück.
Trotz dieser niederschmetternden Bilanz wollen sich die Portugiesen nicht einschüchtern lassen, im Gegenteil. „Portugal sollte keine Angst vor anderen Teams haben, egal wie negativ die Bilanz ist. Wir haben ein Ziel, das Finale zu gewinnen. Wir glauben, dass wir jeden Gegner schlagen können“, gibt sich Übungsleiter Santos kämpferisch – wohlwissend, dass der direkte Vergleich mit Frankreich auf Turnierebene gar nicht mal so erschreckende Ausmaße annimmt.
Schließlich ist man sich bei Großereignissen erst einmal gegenübergestanden – und zwar bei der WM 2006, wo Portugal und Frankreich im Halbfinale die Klingen kreuzten. Das Ergebnis: ein denkbar knapper 1:0-Sieg der Franzosen.